Bärstadter Kerbespruch 1993

 

Die Blätter falle von de Bäume,

in uns, da reife schon die Träume,

begonne hat ne neue Zeit,

doch für die Kerb sin wir bereit.

 

Wir wolle singe, saufe, lache
un lassens jetzt so richtig krache.
Es wird bestimmt besonners fein,

drum lade wir zum Tanze ein!

 

Vor hundert und ich weiß nicht mehr genau die Jahr,

als hier von uns noch keiner war,

ward unsre Kirche eingeweiht,

zum Tempel für die Christenheit.

Auf festem Grund steht sie gebaut und trotzet jedem Sturme,

und ihre Glocken rufen laut vom hohen Turme.

 

Sie laden uns zur Feier ein und mahnen zum Gebet.

Sie bringen uns den Morgengruß und tönen,

wenn der müde Fuß des Nachts zur Ruhe geht.

Selbst ihre Trauerklänge hallen,

wenn wir nach jener Stätte wallen.

 

Doch vor allem sei ein Ziel gesteckt,

dass uns kein Feuerruf mehr weckt.

Drum wollen wir den Bund erneuern,

und heute unsre Kirchweih feiern. – V i v a t!

 

Als unser Lind gefalle war,

e neu musst her, des war doch klar,

jeder war dann gleich bereit,

zu spende aach a Kleinichkeit.

Am End, da war dann halt des Dumme:

mer braucht se gar nit, diese Summe!

Die Schlangenbader warn geschwind,

bestellt ist schon a anner Lind.

So hat denn Bärstadt auch mal was
aus dem Schlangenbader Faß!

En Wandschrank mir seit Jahre wolle,

gar nix kimmt da mal ins Rolle,

doch bei dem Baum warn se geschwind,

der stand auf amol wie de Wind.

Die Schul kriecht jetzt de Rest vom Geld,

aach da die Beem sin schon bestellt.

 

Wer seine Spende jetzt bereut,

der kanns noch saache, hier un heut,

beim Norbert Dörr, da hat er Glück,

von dem kriecht er sein Geld zurück.

 

Ich heb mein Glas jetzt auf den Baum –

Daß du schon stehts, ich glaub es kaum! – V i v a t!

 

Junge Mädcher, Ihr wisst’s genau
sin mit’em Auto nit so schlau.

In de Tulpestroß, Ihr kennt se jo all,

die Kleenste is se von Bernhard’s Carl.

Im scheppe Hang e Auto rollt,

so aafach un ganz ungewollt.

Die Handbrems nit angezoge war,

für annern Leut, do is des klar.

 

Doch woll mir nit weiter schenne,

do jeder von uns tut mo penne,

en gute Tip von unsrer Seit:
Handbrems ziehe is gescheiht! – V i v a t!

 

Park und ride is jetzt begehrt,

wenn aaner durch die Borngass fährt,

weil uff ganz normale Weise
kannste do schon nit mehr reise.

Beim Parke gibt’s do e ganz bestimmt Schema,

Verkehrsberuhigung werd nit zum Thema.

Zwar sin die Autos e bißche laut,

so dass mer seine Ohr’n nit traut,

doch alles in allem is des ganz gut,

als Fußgänger brauchste e bißche Mut,

als Fahrradfahrer e bißche mehr,

als Motorradfahrer wird’s schon schwer,

als Autofahrer hoste echt gelitte,

bei dene viele breite Schlitte!

 

Die Borngass autofrei, des wär en Spaß –

drum trinke ich jetzt aus meinem Glas! – V i v a t!

 

Sind die Freunde einmal fern -
Blume gieße, tut mer gern.

Moins wenn die Hitz is nit so groß,

geht jemand zu dem Gärtche los.

Des tut am Bolzplatz sich befinne,

wo des Übel tat beginne.

Mit viel Elan geht mer jetzt ran

und holt im Hüttche mol e Kann.

Uff aamol fällt die Tür dann zu -
Ach du Schreck, was tu ich nu?

Jetzt beginnt das große Grause,

denn der Schlüssel steckt von auße.

Es wird Mittag, die Zeit verrinnt,

bis mol endlich einer kimmt.

In de allergrößte Hitze
tat die Helga ganz schee schwitze.

Für Euch, Ihr Leit, wird’s jetzt erst schee,

denn die Geschicht tut weitergeh:
Als de Gerd dann kam nach Haus,

kam de Clou erst richtig raus.
Er sacht danach ganz ungeniert:
“Des is uns aach schon oft passiert!“
Aus diesem Grund, des is doch klar,

en zwaate Schlüssel im Häusche war.

 

Helga, auf Dein großes Leiden,

tu ich jetzt den Wein nicht meiden! – V i v a t!

 

De Turnverein wurd hunnert Jahr,

do wurd gefeiert, des is doch klar.

Am Freitagabend ging es los,

da gab es Filme für Klein un Groß.

Am Samstag konnt mer tanze, saufe
un belegte Brötcher kaufe.

Un warst du erst mal richtig voll,

ach was war des Fest dann toll!

Am nächste Moin, es war ganz scheh,

konnt mer in die Kersch dann geh.

In de Hall ging’s dann noch weiter,

mer hat gesesse noch recht heiter.

Zugege waren hohe Leut,

de Bruno hat des sehr gefreut.

Bei de Festschrift wurd so mancher Fehler begange,

da nit jeder, der bezahlt, hat drin gestanne.

Nur aa Firma sei hier genennt:
bei de Schäfers-Bube hun se es verpennt.

Natürlich sei noch zu erwähne,

wo gefeilt wird, falle Späne!

Ich tu mein Glas jetzt hier erheben -
der Turnverein soll lange leben! – V i v a t!

 

Beim Fahrradfahr’n, do bleibt mer fit,

drum mischt des halbe Ort jetzt mit.

E Radtour nach Idstaa, des macht Freud,

so ging es los, Ihr liebe Leut.

10 Uhr moins, es Fleisch war willig -
doch die Räder, die warn billig.

Mer hot’s gespürt, beim bloße greife:
Bei manche fehlt die Luft im Reife!

 

Zum Rudi ging’s, so 1,2,3,

der is bei so was schnell debei.

Beim Druck, do hun’se nit gelumpt,

ham T x Daume uffgepumt.

Zur Dreispitz ging es dann enuff,

do war’n se all noch ganz gut druff;

Mer kam dann zu de Bäderstroß -
do gab’s en Knall, un der war groß;

15 bar, des is fatal,

aach für so’n gute „Continental“!

Dann ging’s weiter über Stock un Stein,

de Klöckner sä’t. „Muß des dann sein?

Was kann da alles nur passier’n,

wie de Wind tut’s Rad blockier’n!“

Er hat’s nit richtig ausgeschwätzt,

do hot’s de Rudi schon zerfetzt!


 

Es kam dann aach die Mittagszeit,

doch keine Wirtschaft weit un breit!
Von Kettebach bis ins Idsteiner Land

kaa offe Gasthaus sich befand.

In Wörsdorf endlich gabs was zu esse,

so manche Leide war’n vergesse,

de Ketteriß un aach en Krampf,

vorbei war jetzt der ganze Kampf.

Es Radfahrn will trotzdem kaaner meiden -
sie lebe hoch, die Tour der Leiden! – V i v a t!

 

Jetzt kimmt die Red’ uff Buffe Rainer,

der hot gepoltert wie sonst keiner.

Se ham geworfe Papier, Heu un aach Glas,

ach was war des en Heidespaß!

 

Gefeiert hun se im Spritzehaus,

moins um fünf wollt de letzte nach Haus.

Uff aamol, was’n Schreck,

30 Liter Bier sin weg!

Vom Fäßche weit un breit kaa Spur,

welcher Schlechterberjer war des nur?

Gerätselt hot des ganze Ort:
Wer tat die goldisch Brieh nur fort?

Wochelang wurd’s nicht entdeckt,

der Baumfallersch Heinz, der hats versteckt!

Getrunke wurd’s erst sehr viel später -
de Lange Harald war de Täter! – V i v a t!

 

En Wort zu uns sei noch erlaubt,

weil mir habbe abgestaubt.

Die Alte gabe ab ihr’n Hut,

dofür, ihr Leut, gehört viel Mut.

So mancher hot gedacht: „Was jetzt?

Ob ihn aaner wohl ersetzt?“

Doch wenn de Schnee taut, wachse Blumme,

aamol Scheene, aamol Krumme.

Ich hoff, Ihr Leut, Euch tut’s gefalle,

wie die Kerb mie tun so halle.

E Kerbegesellschaft soll immer lebe,

dafür muß mer so manches gebe.

Doch wenn die klaane Blumme groß,

dann is bei uns im Ort was los! – V i v a t!

 

Denkt Ihr noch ans letzte Jahr,

als en Kerl de Mundschenk war?

Die Ute diesmol fand de Mut,

des steht dem Ort un uns ganz gut!

Jetzt nem mein Glas un heb es an,

du bist jetzt mim trinke dran! – P r o s t!

 

Es ganze Jahr ham mir gebangt,

doch jetzt, do sin mir angelangt.

Die Kerb zu halle war unser Ziel,

mit 15 Leut war’s ganz scheh viel!

Mer danke hier jetzt alle Leut,

die geopfert hun ihr Zeit,

hun geschafft un war’n nit merb,

dass se lebt, die Barscheder Kerb!

De Schilly-Karl, des is en Treue,

schenkt uns en Hammel, jed Jahr uff’s Neue.

Aach annern Leut stande uns zur Seit,

un war’n zu helfe uns bereit.

 

So, Ihr Leut, jetzt spielt die Musik auf,

ich weiß, ihr wartet schon lang darauf.

Jetzt nehm ich mir die Ute -
un sach Euch einfach Gude! – V i v a t!